10/26/2016

Urlaub mit mir


Ich war alleine im Urlaub. Eine ganze Woche lang. Auf Zypern. Mit meiner Mutter. Wir haben Yoga gemacht.

Meine beiden Töchter sind genau zwei Jahre auseinander. Die ältere ist drei, die jüngere 1. Ich habe beide gestillt und sie haben beide mit uns im Familienbett geschlafen. Ich habe seit mehr als drei Jahren keine Nacht durchgeschlafen und manchmal hat mich das wirklich fertig gemacht. Neben dem beide Mädels war ja auch so sehr viel los bei uns (siehe die Listen des Wahnsinns). Da nun meine Zeit zuhause bald vorbei sein wird, habe ich mir gewünscht, alleine in Urlaub zu fahren. Auch der Liebste hatte schon einige kleinere Reisen ohne uns unternommen, so das es auch von seiner Seite keine Einwände gab. Leider konnte keiner meiner Freundinnen das Geld oder die Zeit aufbringen, mich zu begleiten. So fragte ich meine Mutter. Sie hatte Zeit und Geld.

Meine Wünsche waren SONNE. WÄRME. YOGA. Nach etwas Recherche war klar: Kanaren oder Zypern. Ich entschied mich für Zypern und sollte es nicht bereuen.


Unsere Reise begann samstags um 4 Uhr morgens. Eine Freundin fuhr uns zum Flughafen. Ganz im Stile der modernen Zeiten hatte ich unsere Tickets auf dem Smartphone. Das Gepäck mussten wir an Automaten abgeben. Natürlich funktionierte irgendwas nicht und der Koffer meiner Mutter drohte ohne Strichcode zu verschwinden. Schneller als ich denken konnte, sprang meine liebe Mutter ihrem Koffer hinterher und wurde sofort von einem Mitarbeiter der Fluglinie zurückgezerrt. Der Koffer kam dann auch wieder zurück und wir wurden von einer Mitarbeiterin bei der Aufgabe des Gepäcks unterstützt. Nachdem wir uns versichert hatten, dass die Koffer auch bis nach Larnaca eingecheckt waren, waren wir entspannt.
Dann ging es durch die Sicherheitskontrolle. Auch sehr modern . (Ich bin 2012 das letzte Mal geflogen, es hat sich viel verändert, nur die Laune des Personals am Flughafen ist noch die gleiche...).

Zum Frühstück waren wir dann in München. Nach Einsammeln von kostenlosen Zeitungen und einem Besuch meiner Mutter im „Raucheraquarium“ saßen wir im Flieger nach Zypern. Draußen war es düster, grau und irgendwie ungemütlich. Da wir früh aufgestanden waren, konnten wir ein wenig schlafen. Ich las ein wenig im „Gewünschtesten Wunschkind aller Zeiten“. Und schaute aus dem Fenster. Beim Landeanflug konnte ich dann einen kleinen Eindruck der Landschaft gewinnen: karge Berge und das MEER!
Am Flughafen erwartete uns dann unser Taxi – da auf Zypern Linksverkehr ist, hatte ich mich gegen ein Mietauto ab Flughafen entschieden. Der Rückflug ging auch wieder über München. Leider mussten wir in Frankfurt sehr lange auf unsere Koffer warten, was die Laune bei der Heimkehr etwas trübte.

Die Unterkunft
Unser Apartment lag an einem Hügel des Dorfes Tochni, 5 Minuten über kleine Wege zur Taverne mit Pool. Jede von uns hatte ein eigenes Schlafzimmer mit Bad. An mein Zimmer grenzte ein Balkon von dem aus ich sowohl den Dorfplatz und die Kirche als auch das Meer sehen konnte. Außerdem hatten wir eine Terrasse mit dem gleichen Blick auf der wir gemütlich im Schatten eines hohen Benjamini sitzen und lesen konnten. Unser Apartment verfügte außerdem über ein Wohnzimmer und eine offene Wohnküche. Alles war sehr geschmackvoll landestypische eingerichtet und mit ansprechenden Kunstwerken dekoriert. In der gesamten Anlage gab es kostenfreies Wlan. Zum Frühstück und Abendessen gingen wir in die Taverne, die zur Anlage gehörte. Morgens gab es Buffet mit einer Auswahl frischen Obstes und landestypischem Käse, Joghurt. Kaffee, Tee, Saft, Müsli usw. Abends konnten wir aus der Karte wählen – eine Auswahl landestypischer Gerichte. Alles war immer superlecker. Wir bekamen außerdem jeden Abend einen Salat und zwei Dips wie Tzatziki oder Humus sowie interessante Nachspeisen (Puddingkuchen:). Wir tranken lokalen Weißwein. Mit Blick aufs Dorf. Auf der Terrasse.

Yoga

Zu unserem Arrangement gehörten morgens und abends jeweils 1,5 Stunden Hatha-Yoga. Dazu trafen wir uns mit unserer Yoga-Lehrerin im sogenannten Konferenz-Raum oberhalb des Pools und der Taverne. Ein toller Raum mit Holzboden und Kunstwerken an der Wand. Jede Session begann mit einer Meditation. Für immer werde ich ihre Worte im Ohr haben „Just focus on your breath. Let your thoughts go. Don´t get into the story. Breath. Let the body be.“
Danach folgten Stretches und wir übten Positionen. Da meine Mutter Probleme mit den Knien hatte und ich den Wunsch geäußert hatte, mich vor allem mit meinem Zentrum zu befassen, erklärte Sylvia immer wieder, wie Übungen wirkten, worauf wir achten sollten. Alles fand in Ruhe statt und wir wurden sehr gut begleitet. Dann folgte wieder Meditation und wir übten im Laufe der Woche dabei immer wieder den „Full Yoga Breath“ - also Einatmen in drei Etappen.
Zwischendurch tat mir alles weh und ich war kurz davor einfach mal eine Session ausfallen zu lassen. Aber Sylvia hatte ein tolles Gespür und passte die Sessions an...
Bei einigen Übungen wurden einige „Themen“ meiner Mutter sehr deutlich. Erinnerungen an ihre Kindheit und ihr Umgang mit sich selbst. Das war sehr intensiv.

Reisen mit meiner Mutter
Wir waren beide aufgeregt, denn unser Verhältnis war nicht immer einfach und der letzte gemeinsame Urlaub, den nur wir beide unternommen hatten lag etwa 25 Jahre zurück. Wir haben es geschafft, eine sehr schöne und entspannte Woche miteinander zu verbringen. Wir haben uns viel unterhalten – aber auch einfach nur nebeneinander am Strand gelegen und gelesen. Bis auf eine kleine Unstimmigkeit, die wir ohne großes Aufhebens klären konnten, war es eine sehr harmonische Woche und ich würde jederzeit wieder mit meiner Mutter verreisen. Optimal war, dass wir jede ein eigenes Schlafzimmer und Bad hatten, so dass wir jede nach unseren Gewohnheiten und Bedürfnissen sein konnten, ohne einander in die Quere zu kommen. So gab es wirklich nichts, was zwischen uns stehen konnte und wir genossen unsere Gesellschaft sehr.

Sonne und Strand
Das Wetter auf Zypern war toll. Sonnig, etwas windig, tagsüber heiß genug. Abends und nachts kühl und angenehm zum Schlafen.
Nachdem klar war, dass es ohne Auto nicht geht – der Strand war einfach zu weit weg, um ihn mit Bus oder Rad zu erreichen, buchten wir ein Auto. Ein kleines Automatikauto. Es war dann doch gar nicht so schwer, auch wenn ich immer Scheibenwischer und Blinker verwechselte. Aber da wir nur auf Landstraßen fuhren und allgemein nicht sehr viel Verkehr war, war das Fahren nicht so schwer. Auf diese Weise konnten wir ein wenig die Gegend erkunden und uns vor allem an den Governers Beach legen. Dort entschieden wir uns für den Kalymnos Sandy Beach – über Treppen gelangten wir an weißen Felsen in kleine Buchten mit dunklem Strand. Dort mieteten wir uns Liegen und einen Schirm, ja so stark war die Sonne. Das Meer war so warm, dass wir einfach so hineingehen und schwimmen konnten. Der Schwimmbereich war mit Bojen markiert, das Wasser war glasklar. Die Wellen sanft. Kinder berichteten von Schildkröten


Fazit meines Urlaubs ohne Kinder und Mann
Es hat mir unglaublich gut getan, mich eine Woche mal nur um mich zu kümmern. Zu entscheiden, wann ich lese, schlafe, esse. Das Yoga-Retreat war unglaublich toll. Auch wenn es mich an meine körperlichen Grenzen gebracht hat, oder vielleicht gerade deswegen,bin ich sehr froh, dass ich nicht „nur“ einen Entspannungsurlaub gemacht habe sondern aktiv etwas für mich getan habe. Das bewusste „Being present“ hat mir sehr geholfen, einfach nur da zu sein und nicht mit den Gedanken in die Zukunft zu wandern.
Da überall kostenfreies Wlan bereit gestellt wurde und ich auch ein Roaming-Paket hatte, konnte ich dank Smartphone mit meinen Lieben Fotos und Sprachnachrichten austauschen. Sie vermissten mich und ich sie. Aber so war es erträglich. Eine Zeit meines Mutterseins habe ich alleinerziehend verbracht. Ich bin damals in den Luxus gekommen, alleine in den Urlaub zu fahren. Dabei machte ich zwangsläufig die Erfahrung, ohne Kind zu verreisen. Natürlich ist die Situation nun anders, doch ich wusste auch dieses Mal, dass es meinen Kindern bei ihren Vätern gut geht.  Die Mädels hatten ihren geregelten Tagesablauf mit Krippe und Kita und mein Liebster hat alles super hinbekommen. Der Sohn war sauer, er meinte, er wäre alt genug um nicht meine Kümmerei zu benötigen. Auch ihm ging es bei Papa und Oma gut, er konnte sich von der Schule und ihren Anforderungen erholen. Auch wir hielten übers Smartphone Kontakt.

Für mich steht fest: Ich verreise nächstes Jahr wieder alleine! 

P.S.: Wer wissen will, wo genau ich war, kann mich gerne fragen – da ich aber keine Werbung machen will, hab ich Namen der Reiseanbieter rausgelassen.

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