11/20/2016

Ein neuer Job. Drei neue Rollen

Seit 1.11. bin ich nun LiV - Lehrerin im Vorbereitungsdienst. Das heißt, ich werde zur Lehrerin ausgebildet - im Studienseminar und an einer Beruflichen Schule im Bereich Sozialpädagogik. 
Ich habe lange darüber nachgedacht ob ich das will, denn ich habe bei meinem Mann miterlebt, was das bedeutet. Dadurch war die Angst vor dem Zeitdruck besonders groß. Die Option, das ganze in Teilzeit zu absolvieren, hat geholfen mich dafür zu entscheiden. Ebenso die Aussicht darauf, das zu machen, was mir Spaß macht und worin ich einen Sinn sehe: Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und insbesondere angehende Erzieherinnen. Ja, und wenn ich ehrlich bin auch die Aussicht auf Ferien mit meinen Kindern und ein gutes Gehalt. 

1. Mutter schafft
Durch die Elternzeiten mit meinen beiden Mädchen war ich nun lange Zeit (fast drei Jahre) fast ununterbrochen zuhause. Kümmmerte mich um Haushalt, Kinder, Termine usw. Konnte meine Zeit und Energie im Rahmen des Lebens mit drei Kindern und einem Mann im Vorbereitungsdienst bzw. Vollzeitstelle als Lehrer frei einteilen. Mein Mann hat natürlich immer mitgeholfen mit den Kindern und auch der Sohn hat schon so seine Aufgaben erledigt. Aber ich bin immer die "Puppenspielerin" im Hintergrund gewesen, die alle Fäden in der Hand hatte. Diese sind nun gekappt und die Puppen müssen alleine tanzen respektive die Mülltonne ohne meine Aufforderung an die Straße rollen oder sehen das Brot fehlt und welches kaufen. Tanzen klapp schon ganz gut. 
Schule bedeutet für alle Beteiligten erstmal: ein vorgegebener einzuhaltender und nicht verhandelbarer Zeitrahmen. Daher ist hier morgens remmidemmi bis alle Kinder in alle für sie vorgesehenen Institutionen verteilt sind. Angemessen bekleidet versteht sich.  Alleine das Brotdosenbefüllen für fünf Personen ist eine Herausforderung. Wenn ich in der Schule angekommen bin, bin ich eigentlich reif für einen mehrtägigen Aufenthalt in einem Wellness-Tempel, so anstrengend war der morgendliche Marathon. Leider kann ich weder in der Schule noch im Studienseminar entspannen sondern muss mein Bestes geben. 

2. Wieder die Schulbank drücken
 Im Studienseminar sitze ich mir 26 beeindruckennden Persönlichkeiten zusammen in einem Raum. Es gibt Handwerksmeister(innen), promovierte Tiermedizinerinnen, Mütter mit mehreren Studienabschlüssen und Kindern. Und dann gibt es die Ausbilder, die sich ein farbig codiertes Modulsystem erdacht haben, dass schwer verständlich ist. In diesen Modulen komme ich in den Genuß von Doppeldecker-Didaktik, Flip-Chart-Poesie und vielen Pausen. 100%tige Übernahmegarantie und Dienstpflicht sind neue Vokabeln mit ihrem ganz eigenen Nachklang und meine Erfahrungen mit Bürokratie werden auf eine neue Stufe gestellt.

3. Jung-Lehrerin unter Alten Hasen
In der Schule muss ich im Moment nur hospitieren. Das heißt, ich versuche aus dem riesigen Lehrangebot meiner Schule interessante Fächer und Schulformen bei netten Kolleginnen herauszufinden und dann im tollsten Unterricht etwas zu lernen. Leider bin ich zu doof für den Stundenplan und suche mir immer die Stunden heraus, die ausfallen. Oder es wird eine Klausur geschrieben. Es ist auf jeden Fall interessant und auch aufregend zu erleben, wie so eine Schule "von innen" aussieht und funktioniert. Toll sind auch die Konferenzen.

Wie es mir geht, fragen mich meine Freunde und Familie mit besorgtem Blick. Ach, geht so. War klar, dass es nicht einfach wird. Teilzeit (die erst im Februar beginnt wenn die Hospitationsphase vorbei ist und ich eigenverantworteten Unterricht  machen darf) hin oder her. Ich habe in den drei Wochen schon mehr geheult als in den letzten drei Jahren. Es macht auch Spaß, wieder zu arbeiten. Es tut gut, zuhause nicht für alles verantwortlich zu sein. Noch bin ich zuversichtlich, dass es gut wird. In the end. Das ist dann im Sommer 2019. Mal schauen...vielleicht kommt ja doch noch ein Baby dazwischen.