12/31/2018

Die Liste des Wahnsinns 2019

Wie auch in den vergangenen Jahren, schreibe ich wieder auf, was ich für das nächste Jahr geplant habe, was wir als Familie so vorhaben und bin dann, wie jedes Jahr wieder gespannt, was dann alles passiert.

1. Wir werden umziehen. In ziemlich genau DREI Monaten. Bis dahin müssen nur noch die Böden, die Wände, die Küche und das Bad in #HausundHof verlegt, gestrichen und eingebaut werden. Ach, Innenfenesterbänke und vermutlich eine Menge Kleinkram, der teuer ist und der aber wichtig ist. WIR ZIEHEN IN UNSER EIGENENES HAUS. Bald.
Das bedeutet auch, ausmisten und einpacken, was Teilen meiner Familie sehr schwer fällt.

2. Irgendwann Anfang bis Ende April werde ich meine Examensprüfung ablegen: zwei Unterrichtsproben plus Reflexion und anschließend ein schulrechtliches Fallgespräch.
Kann es kaum erwarten, das Referendariat hinter mir zu haben.

3.Mit der 2Frauen5Kinder-Kombo fahren wir dieses Jahr wegen meines Examens (es blockiert die Osterferien) und bis zu den Sommerferien ist noch so laaaang für ein verlängertes Wocheneende in die Jugendherberge nach Münster. Bin sehr gespannt auf die Stadt.

4. Es wird wieder ein großartiges Konzertjahr für mich: Element of Crime mit dem Liebsten, Phillip Poisel mit meiner Schwester und meiner Besten, AnnenMayKantereit mit meiner "Berlin-Gang" um in meinen Geburtstag zu feiern und SEEED mit meiner Schwester.

5. Mit einer Freundin ein Methodenbuch für die Sozialpädagogische Ausbildung schreiben. Einen Verlag haben wir schon...fehlt die Zeit, sich zusammenzusetzen und zu planen.

6. Ein Bett für den Liebsten und mich bauen.

7. Den Garten in #HausundHof bewirtschaften.

8. Einen Platz für die Hühner finden.

9. Weiter Yoga machen.

10. Abnehmen.

11. Freund_innen treffen: Julia und Max besuchen, die #Momsquad irgendwo in Deutschland treffen, mit zwei Freundinnen Achterbahn fahren und auch sonst viel im Alltag mit guten Menschen zu tun haben!

12. Zum dritten Mal Tante werden.


Auf twitter hab ich schon mal rumgefragt. Bei vielen steht ebenfalls ein Umzug und Studium, Abschlüsse....uns allen wünsch ich viel Kraft und gute Nerven für diese Projekte.

12/27/2018

2018 - was ein Jahr! Enthält Werbung wg. Markenerkennung

 Achtung!!!  
Enthält Werbung wg. Markenerkennung. Keine bezahlte Werbung!

Jahresrückblicke überall.  Ich mach mit. Denn ich weiß, meine Familie und ich haben Berge versetzt, dieses Jahr! Schule, Kita, Baustelle, Freund_innen treffen...


Liste des Wahnsinns 2018 -  was geschah?

1. Den Vorbereitungsdienst als Lehrerin an der beruflichen Schule weiter absolvieren und verkraften, dass alle mit denen ich angefangen habe, alle bis auf zwei Frauen, im Frühjahr bereits Examen machen. Da ich das Ref in Teilzeit mache, unterrichte ich nur 6 Stunden und besuche nur die Hälfte der Veranstaltungen im Studienseminar, daher dauert alles länger und ich werde erst nächstes Jahr hier rein schreiben können: EXAMEN VORBEREITEN. Geduld und Muße also weiterhin für meine Ausbildung.
JUCHU!   Mein Examen ist nur noch wenige Monate entfernt. Es gibt einen Wunschtermin, der hoffentlich auch klappt. Meine Schule mag ich immer noch,  viel gelernt hab ich im Studienseminar dank einer neuen Ausbilderin. Seitdem ich einer Kollegin beim Examen machen zuschauen durfte, weiß ich, dass ich keine Prüfungsangst mehr haben muss. ICH FREUE MICH SOOOOOOO!

2. Endlich, endlich, endliche haben wir unser #Hausund Hof gefunden und werden in der 2. Januarwoche alle nötigen Verträge unterschreiben. Sobald wir den Schlüssel haben, werden wir erstmal entrümpeln und entkernen. Ich freu mich so sehr. Denn ich habe dann endlich wieder einen Gemüsegarten und kann endlich Hühner halten. Wenn es klappt zieht sogar ein Pferd ein, denn meine liebe Freundin ist Professorin geworden (sie war mal meine Studentin!) und hat keine Zeit mehr für Darling.
#HausundHof waren das bestimmende Thema dieses Jahres. Fotos und Statusberichte könnt ihr bei twitter unter dem #HausundHof finden. Mein lieber Mann hat jede freie Minute dort verbracht und tut das immer noch. Erst ausräumen und entmüllen, Hofflohmarkt, und dann viel Abriss: Putz ab, Lattung dran, Holzweicherfaserplatten, Dämmung, Aufdoppeln hier, Lattung dort, Kabel, viele viele Kabel, Chaoten, die Stahlträger zerflexen, Risse im Außenputz, Lehmputz innen....seit ein paar Tagen läuft die Heizung, in zwei Wochen wird das Bad gebaut, die Küche wird von einem bekannten aus alten Schränken zusammen gebaut. Heute haben wir unser Mietshaus gekündigt.

3. Bis zum Sommer bin ich noch im Vorstand der Kindergruppe DIE KLEINEN STROLCHE in Lich e.V. und wir haben viel zu tun. Nach dem Küchenbrand im Herbst 2017 renovieren wir die Räume und setzen dabei ein neues Raumkonzept um. Außerdem erweitern wir die Betreuungszeiten und ich bin auf der Suche nach geeignetem Personal. Besonders freue ich mich auf eine Inhouse-Fortbildung mit Julia von die-gute-kinderstube.blogspot.de/
Bis Oktober war das jüngste Kind ein Strolch und ich im Vorstand. Die neuen Räume sind wunderbar mit einer Bewegungseinheit, die wir mit dem Hersteller für den Raum entworfen haben. Außerdem konnten wir einen Erzieher einstellen und die Öffnungszeiten erweitern. Im Mai haben wir eine Lesung mit Nora Imlau veranstaltet und unser Jubiläum im Kino Traumstern gefeiert. Der Abschied ist uns als Familie sehr schwer gefallen.

4. Im Sommer werden wir DREI Wochen nach Kroatien fahren. Endlich einen richtigen Sommerfamilienurlaub. Mit eigenem Pool und dem Meer vor der Nase. Ich freu mich jetzt schon so sehr. Ich bin nämlich eine Sonnenanbeterin und freue mich sehr darauf, das endlich mit meiner Familie zu erleben. Warmes Meer! Keine blauen Lippen! 
Die Vernunft hat gesiegt. Aus drei Wochen Kroatien wurde eine Woche Jugendherberge im Schwarzwald mit einer lieben Freundin und ihren Kindnern. Der Sommer war wunderbar - wir waren auch zuhause soviel schwimmen wie ich es aus meiner Kindheit und Jugend unter Sommer in der Erinnerung gespeichert habe. Dazu haben wir mit Julia und Max im Waldschwimmbad gezeltet und das Clan-Leben ausprobiert. Schade, dass der Sommer im Oktober dann vorbei war!

5.  Erneut mit meiner lieben Freundin und ihren und meinen Kindern einen Frauen-Kinder-Urlaub machen. Die Kinder wünschen sich, wie ich meiner Mailbox entnehmen konnte, das wir ans Meer fahren. Fehlt nur noch der Termin, Nach dem Baumhausurlaub steht für uns Frauen fest: Jugendherberge muss sein, damit wir uns auch etwas erholen können. 
Für die Kinder stand fest: JUIST muss es sein. Wir hatten eine wunderbare Woche in der Jugendherberge die Kinder werden immer selbstständiger und trotz eines Regentages hatten wir einen wirklich tollen Inselurlaub. Wir saßen sogar abends im Speisesaal und haben gequatscht. Die Kinder haben "unsere" Kutscherin gefeiert, jedes Mal wenn sie mit den Pferden Max und Moritz an uns vorbeigefahren ist. Wir haben das tolle Nationalpark-Haus entdeckt und gestaunt, wie auf einmal ohne Verabredung viele Kinder ihre Boote auf den Becken im Zentrum fahren ließen. Wir kommen wieder!
6. Abnehmen. 
Mit Intervallfasten und viel Bewegung habe ich 10 kg abgenommen.

7. Mindestens einmal tanzen gehen.
Es hat eine Weile gedauert aber dann war ich doch ein paar Mal unterwegs dieses Jahr: mit meiner herzallerliebsten #momsquad habe ich es in Erfurt krachen lassen, mit meinen Licher Freund_innen habe ich Anfang Dezember zu Bakad Kapelye getanzt und kurz vor Weihnachten war ich auf der Abschieds-Gay-and-Friends-Party im Haarlem. Der Laden wird abgerissen.
8. Meine Nähmaschine reparieren lassen.
Did not happen. 

9. Alu in Berlin besuchen.
Also, mit Alu und mir ist das so eine Sache....wir haben uns tatsächlich zweimal dieses Jahr gesehen. Allerdings "nur" bei großartigen Events, der blogfamilia im Mai und blogfamiliär in Köln, die sie mitorganisiert hat und deshalb nur für kurze Umarmungen Zeit hatte.

10. Viel Yoga machen.
Ommmmm......seit Oktober mache ich wieder fast jeden Tag zuhause Yoga. Meist mit Unterstüzung von Mady Morrison und dem Internet. Aber auch jeden Donnerstag mit einer Gruppe Frauen an der frischen Luft.

11. Das Küken im Waldkindergarten eingewöhnen.
Die Eingewöhnung lief ohne Probleme ab - die große Schwester war ja zur Unterstützung da und die paar Wochen über den Dritten Geburtstag haben dem Kind gut getan. Selbstbewusst ist sie in die Waldkita marschiert und geht bei Wind und Wetter mit großer Begeisterung!

12. Mein Landesticket so intensiv nutzen, wie mein Leben es eben zulässt.
 Well, ein paar Mal war ich tatsächlich damit unterwegs, aber Lich ist einfach nicht gut genug angebunden als dass ich es in meinem Alltag einbauen kann. 

13. Mit Julia auf das Selig-Konzert in Wiesbaden gehen.
Es war ein Fest!
14. An meiner Besonnenheit arbeiten und nicht mehr mit offenen Armen in Konflikte laufen.
Rückschauend kann ich sagen, es ist mir gelungen. Trotzdem bin ich in Konflikte verwickelt worden, aber ich habe mich anders und für mich gesünder verhalten können. 

15. Meine Geburtstagsparty feiern.  
Mit meinen besten Freundinnen habe ich eine Kochparty veranstaltet und wir haben eine Fiesta im Stile Frida Kahlos gefeiert. Es war ein besonderer Abend.


Zu Sommerferienbeginn bin ich alleine nach Berlin geflogen und saß mit einer twitterfreundin unterm Regenschirm auf der Waldbühne und habe Sir Simon Rattles Abschiedskonzert genossen. Im Juli habe ich ein Seminar zur Elternschaft im Jahr 2018 gehalten und mit Multiplikatorinnen leidenschaftlich über die Digitalisierung in Familien diskutiert. Im Oktober habe ich mit Julia, Janina, Bettie und Christin Erfurt kennengelernt und mal wieder erfahren, dass das Internet mir wunderbare Menschen beschert. In Frankfurt habe ich an der Gedenkfeier für Wolfgang Lauinger teilgenommen, den ich leider nur einmal auf der Beerdigung eines lieben Menschen gesehen hatte. Er war ein guter Freund einer Freundin, so dass ich daran teilhaben konnte. Ich empfehle euch allen das Buch Lauingers. Eine Familiengeschichte aus Deutschland. 
Außerdem war ich auf einer Bildungsreise in Vicenza/Italien und habe das italienische Bildungssystem im Bereich frühe Kindheit besser kennen gelernt. 
In unserer Stadt sollen endlich Stolpersteine verlegt werden, in der Arbeitsgruppe versuche ich mitzuarbeiten, ebenso wie ich meine Arbeit in der Ernst-Ludwig-Chambre-Stiftung aufrecht erhalte.

10/31/2018

Vorfreude auf Weihnachten. Werbung und Verlosung


Weihnachten rückt näher. In unserem Supermarkt ist kaum noch ein Durchkommen, die Verkaufsflächen voll mit Lebkuchen, Schoko-Nikoläusen und Adventskalendern. Die Zeit im Jahr, in der es mir keinen Spaß mehr macht, mit meinen Kindern einkaufen zu gehen. Gerne möchte ich ihnen ihre magischen Gedanken über Nikolaus und Co erhalten, doch sie verstehen natürlich, dass da was nicht stimmen kann, mit meinen Geschichten, wenn doch die Dinge ihres Begehrens einfach so massenhaft im Supermarkt zu kaufen sind.
In der Kammer des Wunschzettelenges - aus "Noch 24 Tage bis Weihnachten".
Und dann die Adventskalender: die Augen meiner Kinder leuchten bei der Vorstellung, jeden Tag ein Spielzeug mehr zu bekommen. Ich denke dabei nur an das übervolle Kinderzimmer, das aufzuräumen mich viel Zeit kostet. Nicht noch mehr Zeug! Bitte!
Diese Überkommerzialisierung nervt mich. Der totale Ausverkauf eines Festes. Ist ja nichts Neues – die Illusion, das Freude und Glück käuflich sind, wird uns überall suggeriert.
 Zeit statt Zeug – dieses Motto gefällt mir. Deswegen verschenken wir zu Geburtstagen gerne Ausflüge oder Erlebnisse. Ein Ausflug in den Tierpark, ein gemeinsamer Filmabend oder ein Besuch in der Lieblingskneipe.
Für alle, denen es ähnlich geht, habe ich ein kleines Geschenk: ein Adventskalender- Buch. Ein wenig kitschig, mit Golddruck. Klischee-Weihnachten mit Schnee und Engeln und Wünschen, die in Erfüllung gehen. Aber auch eine Geschichte des Über-Sich-Hinauswachsens und für andere etwas tun. Also vielleicht ein schöner Anlass, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Über Weihnachten hinaus.
Wer also noch auf der Suche nach einem Adventskalender ist, der euch Zeit schenkt mit euren Kindern, dann könnt ihr dieses Buch von Jana Frey und Stefanie Dahle gewinnen. Es heißt „Noch 24 Tage bis Weihnachten“ und ein Exemplar wurde mit vom ARENA-Verlag zur Verfügung gestellt. 




Erzählt mir einfach bis zum 10. November eure liebsten auf Weihnachten-Vorfreude- Rituale.

Jede_r Teilnehmer_in, die das Posting kommentiert, erklärt sich mit den Teilnahmebedingungen* einverstanden. Es entscheidet das Los. Die Gewinner werden schriftlich per E-Mail informiert.

Die Engelsbackstube - aus "Noch 24 Tage bis Weihnachten"

Viel Vorfreude wünsch ich euch!

* Teilnahmeberechtigt sind alle Teilnehmer_innen über 18 Jahren.
• Das Gewinnspiel beginnt mit dem Veröffentlichungsdatum des Posts und endet wie im Post angegeben.
• Gewinnen kann, wer alle genannten Bedingungen erfüllt.
• Der Gewinn ist aus dem Post klar ersichtlich.
 • Die Verlosung des Gewinns erfolgt im angegebenen Zeitraum des relevanten Posts.
• Die Gewinnermittlung erfolgt durch das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
• Die Gewinner_innen werden über eine persönliche Nachricht per E-Mail informiert.
 • Eine Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich.
 • Veranstalterin ist der Blog Emmiundich
 • Die Daten der Teilnehmer_innen werden nicht weitergegeben und vertraulich behandelt. Die Übermittlung personenbezogener Daten wird erst erforderlich, wenn der Gewinn ausgehändigt wird. Diese Informationen werden absolut vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Die Daten werden nur so lange gespeichert, wie es für die Abwicklung des Gewinnspiels nötig ist. Nach Beendigung des Gewinnspiels werden alle Daten unverzüglich wieder gelöscht.
• Der Teilnehmer_in stehen keine Auskunftsrechte zu.
 • Die Teilnehmer_in verpflichten sich, keine rechtswidrigen Inhalte zu teilen.
 • Der Teilnehmer_in versichert, dass er an den von ihm geteilten Inhalt alle Rechte hält (Bildrechte).
 • Die Veranstalterin behält sich vor, das Gewinnspiel anzupassen, zu ändern oder abzubrechen, falls die Notwendigkeit besteht. Der Post ist als Werbung gekennzeichnet, da ich das Buch zur Verlosung vom ARENA Verlag erhalten habe. Danke dafür.


7/13/2018

Angst




Als ich vielleicht 10 Jahre alt war, drückte meine Mutter mir das Tagebuch der Anne Frank in die Hand.  Ich las es und verstand nur sehr wenig.  Es berührte mich, dass dieses Mädchen eingesperrt leben musste, ich bekam ein Gefühl für die Angst und die Ohnmacht dieser Familie.
Wir besuchten meine Stief-Oma in Idar-Oberstein. In meinen Augen lebte sie in einem Palast: die Wände waren mit glänzenden Tapeten bezogen, die Möbel sahen aus, wie in einem Schloss: geschwungen, verziert, sie hatte ein riesiges Schlafzimmer mit einem begehbaren Kleiderschrank voll wunderschöner Kleider. Vor der Tür stand ein Cabrio. Die Fenster waren vergittert. Immer wieder schnappte ich Gesprächsfetzen auf „Ach, wenn Papa doch noch leben würde.“, „Wenn er einen schlechten Tag hatte, war es schlimm.“. Papa, das wusste ich, war mein Opa Janek, den ich nur von Fotos kannte und Fotos die mir Angst machten. Ein alter Mann mit einem linkischen fast bösen Blick. Ich fragte meine Mutter, warum er schlimme Tage hatte.  Da erzählte sie mir eine Geschichte, die so viele Fragen aufwarf, dass danach mein ganzes Leben anders war.
Mein Opa wurde 1900 in Odessa geboren. Seine Familie und er waren Juden. Er war verheiratet und hatte drei Söhne.  Die Nazis erschossen seine Frau und seine Söhne. Mein Opa konnte fliehen und sich verstecken. Er war wohl auch in einem Konzentrationslager. Aber er hat den Krieg überlebt und ist irgendwie in Deutschland gelandet. Mit einem Koffer seidener Strümpfe baute er sich eine Existenz auf. In Idar-Oberstein wurde er sesshaft, war Inhaber eines „Nachtclubs“ und heiratete meine Oma. Er hatte noch eine Bar in Baumholder, dort arbeitete eine Frau die ich unter dem Namen Tante Towa einmal kennengelernt habe, denke es war die Frau eines seiner Brüder. Von dem Geld kaufte er das große Haus in Idar-Oberstein. Er litt unter Angstzuständen, deshalb die Gitter. An schlechten Tagen geriet er wegen Kleinigkeiten außer sich, tobte, prügelte.
Im 5. Schuljahr lasen wir im Deutschunterricht das Buch „Und damals war es Friedrich“ – die Geschichte eines jüdischen Kindes in der Zeit um die Machtergreifung Hitlers. Sein bester Freund erzählt, wie Friedrich aufgrund seines Jüdisch -Seins ausgegrenzt, gedemütigt und letztendlich umgebracht wird. Friedrich stirbt, weil er als Jude während eines Bombenangriffs nicht in den Schutzkeller gelassen wird. Langsam aber sicher begriff ich in dieser Zeit, dass diese Geschichte sehr viel mit meiner Familie zu tun hat. Ich versuche mit meiner Mutter darüber zu reden. Aber mehr als „Es ist besser, wenn niemand weiß, dass wir Juden sind“ bekam ich von ihr nicht zu hören. In der Schulbibliothek besorgte ich mir alle Bücher, die irgendwie mit dem Thema Juden und Nazis zu tun haben und verschlang sie heimlich. Ich war fassungslos: es überschritt die Grenzen, dessen, was ich mir als Kind vorstellen konnte, was ich in den Büchern über die Ermordung der Juden Europas lese. Fassungslos das so etwas von dem Land in dem ich lebe vorangetrieben und von den Menschen mitgetragen und mitgemacht wurden.
Durch meine Mitarbeit in der Schüler_innenvertretung erfuhr ich von der Möglichkeit an einer Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz teilzunehmen. Meine Mutter war außer sich, wollte es nicht erlauben. Weil eine der begleitenden Lehrerinnen eine Freundin der Familie war und sie mit meiner Mutter redete, durfte ich dann doch. Nach vier Vorbereitungswochenenden, an denen wir uns mit der politischen Entwicklung Deutschlands, einzelnen Täterbiographien, polnischer Geschichte und dem KZ-System der Nazis beschäftigt hatten, fuhren wir für zehn Tage nach Polen. Führungen im so genannten Stammlager, in Birkenau, durch die Länderausstellungen, Möglichkeit in Originalakten der Nazis zu schauen und Erhaltungsarbeiten standen auf dem Programm. Jeden Abend trafen wir uns im Plenum, erhielten Schreibaufträge und besprachen das Erlebte. Ich besuchte einen ehemaligen Häftling des KZs, der im Stammlager wohnte und übergab ihm im Auftrag eines Lehrers Fotos, die dieser von ihm gemacht hatte. Voller Angst, die Bilder meines Opas im Kopf, trat ich ihm gegenüber. Er war ein freundlicher alter Mann, der in einer Wohnung voller Bücher lebte und ein witziges Deutsch sprach, ich erkannte eine Sprachmelodie wieder, die bei meiner Mutter hin und wieder.
Ich war seitdem zweimal in Auschwitz und mehrere Male in Buchenwald, ich habe viele Täterbiographien gelesen und einige Überlebende persönlich kennengelertn: Kazimierz Smolen, Charlotte Opfermann, Sally Perel und vor kurzem Ester Bejerano.
Über meinen Großvater konnte ich bis heute nichts in Erfahrung bringen, meine Mutter erzählt die Geschichten immer wieder anders, meine Stief-Oma hat alle Dokumente vernichtet. Einmal kam ein Brief aus der Schweiz, auf Polnisch. Als ich ihn zum Übersetzen einer Mitschülerin geben wollte hat meine Mutter ihn zornig zerrissen und verbrannt.  Sie betonte immer wieder, dass sie mit dem ganzen Mist ihrer Familie nichts zu tun haben wollte – und gleichzeitig erlebte ich, wie sie eine Schallplatte mit jiddischer Musik kaufte und leidenschaftliche mitsang. Sich einen David-Stern-Anhänger kaufte und ihn dann aber mit einem Schal versteckte, wenn sie ihn trug.  Als sie einen schweren Autounfall hatte, lief sie aus Angst vor den Ärzten aus dem Krankenhaus davon. Irgendwann las ich in einem Buch über die Traumata, die ehemalige KZ-Häftlinge auf ihre nach dem Krieg geborenen Kinder übertrugen. Ich verstand auf einmal, warum meine Mutter unseren Nachnamen mal mit einem Mal mit zwei E schrieb, große Angst vor Menschen in Uniformen hatte und trotz all ihrer Extrovertiertheit versuchte, keinem Deutschen Amt aufzufallen.
Ich bin als Schülerin allen auf den Keks gegangen, weil ich immer wieder DAS Thema aufgriff, Zeitzeugenspräche organisierte, im Geschichtsunterrichte einforderte nicht nur die Antike und das Mittelalter zu besprechen und versuchte meine Schule dazu zu bekommen, eine Schule ohne Rassismus zu werden. Ich wurde als Judensau im Bus beschimpft und es gab Galgenzeichnungen mit meinem Namen daran. Damals hatte ich keine Angst. Als wieder Menschen von Nazis in Deutschland umgebracht wurden, gab es Schweigeminuten in der Schule. Ich trug T-Shirts mit dem Artikel 1 des Grundgesetzes und verfolgte am TV gebannt das Heute Die- Morgen Du-Konzert. Ich fühlte das DU bin ich.
Mein Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus habe ich nie eingestellt, habe Geschichte studiert und bin mit Jugendlichen in Gedenkstätten gewesen. Seit einigen Jahren bin ich im Vorstand einer Stiftung, deren Ziel es ist, Bildungsarbeit mit Jugendlichen zu fördern und Wissenschaftler_innen bei der Bearbeitung des Holocaust zu unterstützen.
Etwas hat sich in den letzten Jahren bei mir verändert. Die Zuversicht, dass die Menschen in diesem Land, die Menschen auf der ganzen Welt wirklich aus der Geschichte gelernt haben. Ich glaube nicht mehr daran, dass das „NIE WIEDER“ das Politiker_innen zu jedem Jahrestag der Befreiung von Auschwitz oder jedem anderen Anlass von gegeben haben, tatsächlich als Versprechen gelten kann, das Menschen nicht aufgrund ihrer Hautfarbe, Religion, ihres Geschlechts, ihres Anderseins oder ihrer Herkunft verfolgt, ermordet, gedemütigt und ausgeraubt werden. Ich habe Angst. Angst um meine Kinder, die jüdische Vorfahren haben und Eltern die sich politisch engagieren, unbequem sind. Angst vor der Rückratlosigkeit meiner Mitmenschen. Denn „DIE“ ertrinken gerade im Mittelmeer, werden in USA von ihren Kindern getrennt, die dann in Käfige gesperrt werden, werden in Russland in Arbeitslager geschickt….die Unmenschlichkeiten unserer Zeit kennen keine Grenzen.
Angst davor, wie schnell aus dem DIE ein WIR wird.