mein näheres Umfeld weiß es schon, ich bin ein Fan von twitter geworden. Aus Neugier habe mich angemeldet, weil ich manchmal tatsächlich das Gefühl hatte, manche Themen und Diskussionen nicht mitzubekommen. Und zu Facebook wollte ich nicht. So bin ich also bei twitter gelandet und vernetze mich immer mehr. So auch mit Lela @nahtkäfer. Sie schreibt das tolle Blog nahtkaefer.de über Selbstständigkeit mit Familie und ihren Weg mit zwei Kindern im Familienbett und anderswo. Ich freue mich sehr, dass Sie bei mir von der Eingewöhnung der etwas anderen Art mit einem hochsensiblen Kind erzählt.
Lustigerweise ist heute ein Text von mir veröffentlicht worden, der schon länger, erst bei mir und dann bei der lieben Allerlei Petra @HamacherPetra in der Röhre schmorte: Patchworkfamilie, klappt das?
Daran könnt ihr sehen: Ich netzwerke mich so durch das Internet, auch wenn hier nicht so viel passiert...aber bald sind ja FERIEN!
Ankommen mit Hindernissen.
Ein Eingewöhnungsbericht.
Unser Sohn ist hochsensibel.
Wir wussten dies lange nicht, oder
nahmen ihn nicht auf diese Art und Weise wahr.
Als wir anfingen für ihn einen
Betreuungsplatz zu suchen, wussten oder ahnten wir aber, dass er
sensibler ist, als die meisten anderen Kinder.
Er war bereits 3,5 Jahre alt und
alleine sein Alter und sein Geschlecht, machten es für uns schon
schwer einen Betreuungsplatz zu finden. Zudem hatten wir die
Anmeldefristen verpasst und suchten mitten im laufenden
Kindergartenjahr nach einem Platz.
Woher junge Eltern wissen sollen, dass
die Kindergärten und KiTas etc. die gleichen Aufnahmezeiten haben,
wie Schulen, weiß ich nicht. Wie machen das Eltern, die ihr Kind
nach einem Jahr in Betreuung geben müssen und dieses Kind außerhalb
des Sommers zur Welt kam?
Wir hatten Glück. Mehrmals.
Als erstes fanden wir eine
Elterninitiative im näheren Umfeld, die wunderbar zu uns gepasst
hätte.
Nur wie das mit Elterninitiativen
häufig ist, fehlte es ihnen an finanziellen Mitteln und deswegen
entschieden sie sich für eine Familie, für die das Jugendamt mehr
Stunden bezahlte.
Dann erfuhr ich durch eine Freundin von
einer KiTa für die Studenten der Uni, an die auch mein Freund geht.
Die pädagogischen Fachkräfte dort sind studierte Erzieherinnen und
auch Studierende. Das Konzept wirkte interessant, es wurde frisch
gekocht, die Erzieherinnen mit denen wir sprachen, waren nett.
Der Sohn hatte direkt ein Autohaus
entdeckt und war in sein Spiel vertieft.
Wir hatten ein gutes Gefühl bei dieser
Einrichtung und unterschrieben den Vertrag, zahlten das Essens- und
Betreuungsgeld.
Wir begannen mit der Eingewöhnung. Um
genau zu sein fing mein Freund mit der Eingewöhnung an, denn ich
blieb mit der knapp 1,5 Jährigen zuhause. Sie stillte noch häufig
und die KiTa war direkt an der Uni, da schien uns dieser Schritt
logisch.
Die ersten Tage liefen gut für unseren
Sohn. Mein Freund konnte zwischendurch problemlos ein paar Häuser
weiter in die Uni gehen. Einmal machte unser Sohn sogar in der Kita
Mittagsschlaf.
Doch von einem auf den anderen Tag ging
dann gar nichts mehr.
Bereits beim Aufstehen, fing er an zu
sagen, dass er nicht in die Kita will. Er finde „die“ alle doof.
Wir warfen jede Trennung über den
Haufen und fingen von vorne mit der Eingewöhnung an. Mit einer
Erzieherin hatten wir das auch abgesprochen. Dieses mal begleitete
ich unseren Sohn.
Ich verlies also an einem Montag mit
einem nölenden Kind, dass nicht dort hin wollte, die Wohnung. Mein
Freund blieb mit einem weiteren sehr frustrierten, weinenden Kind
zuhause.
Doch im Gegensatz zur Tochter, wollte
der Sohn so schnell nicht aufhören alles doof zu finden.
Wir kamen aber trotzdem fast pünktlich
in der KiTa an und gingen direkt zu den anderen in den Garten heraus.
Ich blieb dabei und auch beim Mittagessen blieb ich dann mit im Raum
sitzen. Als die anderen Kinder zum Mittagsschlaf bereit gemacht
wurden, zogen wir uns an und gingen. Es fühlte sich okay an.
Der nächste Tag – mit anderen
Erziehern – war auch okay. Ich konnte kurz auf Klo gehen. Konnte
mich beim Mittagessen in den Flur setzen. Und stricken. Mir war kalt,
aber ich war jeder Zeit für unseren Sohn erreichbar. Ich stellte
fest, dass es ein Mädchen in der Gruppe gab, mit dem er auf Teufel
komm raus stänkerte. Und sie mit ihm. Das ging so weit, dass die
Erzieher versuchten sie die gesamte Zeit mindestens 2 Meter von
einander getrennt zu halten.
Am nächsten Tag – wieder neue
Erzieher. Wieder erklären, dass ich da bleibe. Dass wir noch keine
Trennung machen.
Am Donnerstag waren wir an einem Punkt,
an dem ich auch mal länger „auf Klo“ gehen konnte.
Am Freitag stieß ich auf eine
Erzieherin, die nicht wollte, dass ich beim Mittagessen da bin.
„Entweder ihr geht jetzt, oder Sie trennen sich“
Also gingen wir.
Was unser Sohn doof fand, das Essen
roch sehr lecker und er hatte sich schon darauf gefreut.
Am Montag wieder das Erzieherinnen-Duo,
mit dem unser Sohn und wir irgendwie am Besten harmonierten. Wir
durften zum Mittagessen bleiben. Wir versuchten aber, dass ich mich
in einen anderen Raum zurück ziehen sollte. Was auch mit winken an
der Fensterscheibe und zeigen, dass ich in dem Raum dort bin
überhaupt nicht ging. Unser Sohn weinte. Bitterlichst. Der Erzieher
versuchte ihn zu trösten – und brach dann ab. Ich durfte mich in
den Flur setzen und mein Sohn setzte sich neben mich, aß ein Brot
und als er sich beruhigt hatte, zogen wir uns an und gingen.
Das sollte unser letzte Tag in dieser
Kita gewesen sein.
Denn dann geschah ein kleines
Weihnachtswunder.
Eine enge Freundin von mir, deren
Tochter wie eine Schwester für unsere Kinder ist, ging bereits seit
2 Jahren zu einer tollen Tagesmutter. Als wir anfingen einen Platz zu
suchen, hatte sie natürlich keinen frei und eigentlich sollten erst
zum Sommer zwei Plätze frei werden.
Doch plötzlich erfuhr sie vom
Jugendamt, dass ein Kind ab Januar nicht mehr zu ihr kommen würde.
Sie war geschockt und erzählte es deswegen den Eltern der bleibenden
Kinder. Und unsere Freundin war geistesgegenwärtig genug zu sagen:
„Du, ich kenne da eine Familie, die suchen gerade für ihren 3,5
jährigen Sohn einen Platz. Er kennt M. schon und tut sich dort, wo
er gerade ist sehr schwer..“
Wir telefonierten und trafen uns dann
mit der Tagesmutter. Es stellte sich heraus, dass wir sehr gut
harmonieren würden. Und ich musste nicht einmal erwähnen, dass
unser Sohn sehr sensibel ist. Nachdem ich ihr von der missglückten
Eingewöhnung erzählt hatte, sagte sie sofort, dass wir dann
vorsichtig vorgehen müssen. Ihm Zeit geben. Keine Trennung
erzwingen.
Nachdem die erste Trennung am 5. Tag
nicht machbar war, weil er partout nicht wollte, dass ich auch nur
kurz raus gehe, konnte ich einen Tag später problemlos für einige
Stunden einen Kaffee trinken gehen. Wir machten trotzdem behutsam
weiter und ich blieb noch einige Tage immer 1-2 Stunden da, ehe ich
ging. Aber er fühlte sich wohl. Er mochte die Kinder. Er bekam Ruhe,
wenn er diese brauchte. Sie unternahmen tolle Dinge, kneteten,
malten, bastelten wann immer die Kinder dazu Lust hatten.
Sein erstes halbes Jahr lang, waren
dort 5 Kinder im Alter von 3-6 Jahren. Und mit allen verstand er
sich.
Mittlerweile weinte dann allerdings
jeden morgen die Kleine eine halbe Stunde lang, dass sie mit in den
Kinderladen wolle. Wenn wir ihren Bruder abholen gingen, war sie
Feuer und Flamme und wollte dort am Liebsten nicht mehr weg.
Als dann die zwei großen Kinder in die
Schule kamen, durfte sie dann auch endlich mit in den Kinderladen.
Die Eingewöhnung dauerte keine zwei
Tage. Denn eigentlich brauchten wir sie an Nichts gewöhnen. Sie
kannte die Tagesmutter, die Räume, die Kinder.
Momentan muss in den Räumen saniert
werden. Wir haben das Glück, dass die Kinder nicht getrennt irgendwo
in der Fremde untergebracht werden oder zuhause bleiben müssen.
Jeden Mittwoch waren sie immer bei
einer anderen Tagesmutter um dort zusammen das Angebot eines
Musikpädagogen in Anspruch zu nehmen. Bei dieser Tagesmutter haben
sie nun Unterschlupf gefunden und können dort sein, bis die eigenen
Räume fertig sind.
Die ersten Tage hat unser Sohn (jetzt
4,5 Jahre) keinen Mittagsschlaf gemacht und es wurde zunehmend
anstrengender für uns, da er zuhause nicht abschalten konnte und
aufdrehte, wütend wurde, herumschrie und Dinge warf.
Nach 3-4 Tagen hatte er sich endlich an
die neuen Räume und die Kinder einigermaßen gewöhnt und er schlief
auch wieder Mittags. Es wurde wieder entspannter zuhause.
Seit zwei Tagen jedoch, geht gar nichts
mehr.
Die ständige Lautstärke von nun 11
Kindern, der Trubel und die vielen Eindrücke machen sich bemerkbar.
Allen anderen Kindern merkt man diese
Unruhe auch an, allerdings nicht in dem Umfang, der sich bei unserem
hochsensiblen Kind zeigt.
Für ihn ist das so belastend, dass er
sogar schon im Kinderladen „randaliert“ und nicht erst, wenn er
zuhause ankommt. Absprachen verhallen im Luftleeren Raum und alle
Regeln für unser halbwegs harmonisches Zusammenleben sind wie
vergessen. Abends liegt er lange wach und kann nicht einschlafen.
Und er weint. Viel und laut.
Am liebsten möchten wir mit weinen.
Ab nächster Woche werden wir einen
Mama-Tag pro Woche einlegen und hoffen, dass er in dieser Zeit Ruhe
tanken kann. Genug Ruhe um die restlichen 4 Tage im Kinderladen und
die 2 Tage mit seiner wilden Schwester auszuhalten.
Und ich bin so froh, dass wir eine
Tagesmutter haben, die so achtsam mit unseren Kindern umgeht und wir
besonders unser hochsensibles Kind so gut unterstützt betreuen
lassen können.
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