6/01/2016

An mein Gewissen

Seit Wochen will ich der lieben Schwägerin für ihren lieben Brief und die Fotos danken, die sie mir passend zum Familientreffen geschickt hat. Irgendwas kommt immer dazwischen, fast immer Müdigkeit, Kinder, Termine....liebe Schwägerin: DANKE, wir haben uns sehr gefreut. SEHR!
Eigentlich wollte ich heute eine Freundin mit Säugling und zwei großen Kindern bekochen, weil ihr Mann beruflich unterwegs ist. Nicht geschafft. Heute war eine liebe Freundin zu Besuch, sie hat ihre Doktorarbeit abgegeben und wir haben angestoßen. Bis auf ein paar sms hab ich sie in den letzten Wochen nicht unterstützt bei dieser großen Aufgabe. Der Große Junge hat schon wieder Halsschmerzen, wir waren beim Arzt, er hat Medikamente. Trotzdem musste er heute mit dem Rad durch den Regen fahren. Ständig geraten wir aneinander, weil er sich angegriffen fühlt von allem was ich sage. Ich gebe mir große Mühe, aber irgendwie kommt nur Gemotze bei ihm an. Obwohl das Küken immer bei mir ist, habe ich das Gefühl, sie manchmal gar nicht richtig wahrzunehmen, weil ich immer an irgendwas denken muss, was ich nicht vergesse. Als die Kleine Dame in ihrem Alter war, hatte sie immer eine  durchdacht vorbereitete Umgebung, ausgewähltes Zeug zum Spielen und viel ungeteilte Aufmerksamkeit. Das Küken liegt im Chaos, spielt mit dem, was sie so findet und muss sich meine Aufmerksamkeit laut erbrüllen. Also sie weint nicht, sondern ruft!
Wenn ich früher in Magazinen gelesen habe, das Ehepaare an manchen Tagen kaum miteinander sprechen, dann konnte ich das nicht glauben. Der Liebste und ich wir reden schon. Fast immer Familienorga. Oder er erzählt von der Arbeit. Fast immer muss ich nachfragen, weil ich mich nicht aufs Zuhören konzentrieren kann.
Ach, und dann gibt es noch die Themen meine körperliche Fitness, der Hund muss  mehr bewegt werden, und GEBURTSTGSGESCHENK für meinen Papa. Der war am 22.5. Immerhin hab ich dieses Jahr am richtigen Tag angerufen. Die Geschenkidee existiert und muss nur noch umgesetzt werden.

So. PUNKT. Ich habe ständig und Allen ein schlechtes Gewissen gegenüber. Vielleicht auch zu recht, wie im Falle des verspäteten Geburtstagsgeschenks für meinen Vater. Dieses schlechte Gewissen versetzt mich in Stress, ich kann nicht mehr richtig abschalten. Wenn ich müde auf dem Sofa liege, rattert es in meinem Kopf. Es macht mich übellaunig. Und dann sage ich Sachen, die ich gar nicht sagen will. Ergebnis: mehr Schuldgefühle.
Wenn ich nun mal von außen auf mich und mein tägliches Tun schaue, dann sehe ich folgendes:
Meine Kinder und mein Mann bekommen ein leckeres Frühstück mit in Krippe und Schule, sie haben saubere Kleidung an. Das Küken uns ich habe  entspannte Vormittage mit Spaziergängen, ausgedehnten Frühstücken, Besuchen bei Freunden. Meinen Vorstandsposten in der Krippe erfülle ich mit Sorgfalt und zur vollsten Zufriedenheit der Erzieherinnen. Die Studis in meinem Uni-Seminar komme, obwohl das Seminar freitags um 16. Uhr losgeht und arbeiten toll mit. Ich habe eine Zusage für die Lehrerausbildung bekommen, obwohl ich zu einem früheren Zeitpunkt abgesagt hatte (die äußeren Umstände waren nicht passend).

Klar ist unser Bad nicht geputzt und wir haben keine Jahreszeitendeko oder gar nen Monatstisch....aber liebes Gewissen, ich glaube, du kannst dich mal abregen und mir das Gefühl geben, dass ich im Großen und Ganzen alles auf die Reihe bekomme und nicht alle um mich rum enttäusche. Klar, bei anderen ist es immer aufgeräumt, die vergessen keine Termine und kochen für ihr Baby jeden Tag. Aber das sind eben andere. Und ich bin ich.


1 Kommentar:

  1. Richtig so!

    Der Perspektivwechsel, mal von außen auf sich zu schauen (und das auch schriftlich festzuhalten, ist - glaube ich - der richtige Trick :-)

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