Als ich mit 23 Jahren das erste Mal schwanger war, da war
ich auf einmal ganz schön einsam. Mitten im Studium hatten meine Freundinnen andere
Themen als Beckenbodentraining, wunde Brustwarzen und all den anderen Babykram.
Im Internet fand ich Verbündete in einem Forum. Über zehn Jahre schrieben wir täglich
miteinander, setzten uns mit unseren unterschiedlichen Lebensweisen, Erziehungsvorstellungen
und den wichtigen Fragen des Elternseins auseinander, teilten Freud und Leid. Wir trafen uns im RealLife und bewichtelten
uns jedes Jahr zu Weihnachten. Meine Mütze bekam ich vor Jahren von einer
lieben Forumsfreundin, die sogar als Überraschungsgast auf meiner Hochzeit war –
und sich mit ihren Kindern nahtlos in meine wilde FreundeFamilie einfügte.
Das Internet ist ein guter Ort, weil es mich mit Menschen zusammenbringt,
die meinen Horizont erweitern, die auch dann erreichbar sind, wenn ich meine RL-Freund_innen
nicht anrufen kann, weil es mitten in der Nacht ist, weil es mir erlaubt, mich
aus den Realitäten meines Alltags heraus als die Person zu zeigen, die ich bin.
Als ich vor ein paar Jahren die ersten Blogs von Eltern las –nullpunktzwo, mamanotes, geborgenwachsen, großeköpfe, elternvommars – da war unser
Forum gerade am Einschlafen, ich hatte andere Themen, die mich interessierten
und das Gefühl, es gab wenig neue Gedanken. Da gab es auf einmal Orte im Internet
und ich bekam auf meine Kommentare von den Autor_innen Antworten und der
Austausch den ich erlebte, machte mich sehr glücklich. Aus dem Wunsch heraus,
ein Teil davon zu sein, schuf ich mein Blog und war am Anfang sehr
enthusiastisch. Mein Leben ist mit drei
Kindern, Referendariat, Ehrenamt und der Baustelle ist eine Herausforderung.
Während ich mich da so durchwurschtele und mein Blog immer weniger wichtig wurde,
konnte ich eine Professionalisierung der ElternBlog-Szene erleben. Letztes Jahr
fuhr ich auf die Wubtikka, weil mich die Menschen hinter den Seiten
interessierten. Dort erfuhr ich dann was SEO bedeutet und merkte, dass ich von
solchen Überlegungen weit weit entfernt bin. Bloggen mache ich aus Lust und
Laune heraus, wenn mir etwas wichtig ist und bin da ganz bei meiner Pikler-Ausbilderin
„Wer eine Frage hat, wird eine Antwort findet“ – wie schön, wenn das auf meinem
Blog passiert. Nicht schlimm, wenn nicht. Reichweite und Kooperationen interessieren
mich nicht. Mich nervt oft die Werbung auf anderen Blogs. Ich versteh, warum es
sie gibt. Lese sie aber einfach nicht, freedom of choice. Seit zwei Jahren bin
ich auf twitter sehr aktiv – dort ist der Kontakt noch direkter als auf den
Blogs. Ich habe viel gelernt von FrauPapa und der Regenbogenmutti, tolle Gespräche
mit Alu, tolle Kleider kennengelernt dank #1MonatimKleid, Zuwendung erfahren,
als wir unseren #blinderpassagier verabschieden mussten. Mir geht es dank twitter
wie Alu: ich werde immer radikaler, weniger bereit alles hinzunehmen, sondern will
mich für unsere Gesellschaft zu engagieren. Kinderarmut, Gewalt gegen Frauenund Kinder, Hebammenmangel, echte Vereinbarkeit, umweltbewusstes Leben sind
Themen, die mich in meinem Alltag beschäftigen. Aber wenige Menschen in
meinem Leben, engagieren sich über ihre Haustür hinaus….das nervt mich und deswegen
bin ich dankbar für das Internet und die Möglichkeiten der Vernetzung. Deswegen
wollte ich auch unbedingt in diesem Jahr auf die Blogfamilia, meine Blase
kennenlernen.
Was soll ich sagen? Es war genau das. Vernetzung. Echtheit. Viel
Liebe. Getragen von der herzlichen Umarmung Alus, dem Austausch über HateSpeech
im Workshop, der Rührung, die Teresa Bücker mit ihrer Keynote bei mir ausgelöst
hat, dem guten Gefühl, dass es eine Familienministerin in unserem Land gibt,
die uns Eltern(bloggerinnen) wichtig genug findet, zu kommen, zu sprechen,
zuzuhören, dem vertrauten Gesprächen mit Max, Nina, Jane, Katja und Tanja und
vielen anderen….das Gefühl trägt mich, nicht allein zu sein, in dieser bekloppten
Realität. Sondern in einer tollen Hängematte aus Menschen aufgefangen zu werden
und ermutigt mich, weiterzumachen mit allem.
Danke liebes Blogfamilia-Team für die Organisation, danke
liebe Sponsoren, dass ihr diesen Tag möglich gemacht habt.
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