In unterschiedlichen Bereichen
meines Lebens bin ich gerade mit dem Thema „Anteilnahme“ beschäftigt.
Die Kleine Dame läuft, sie hat
das Krabbeln hinter sich gelassen und läuft. Sie dreht Runden durch unsere
Wohnung, durch die Krippe und heute ist sie zum ersten Mal von der Krippe bis
zum Auto gelaufen. Sie strengt sich an, zeigt Unmut, wenn sie das Gleichgewicht
verliert und auf dem Bauch oder Po landet (was dann passiert, wenn sie müde
ist). Sie ist stolz auf sich selbst und macht unmissverständlich darauf
aufmerksam, dass sie gesehen werden will, bei dem was sie tut. Ich gehe darauf
ein, spreche, nehme es an, das sie nur laufen will und lasse sie. Ich freue
mich mit ihr und über ihre Beweglichkeit und Zielstrebigkeit, kurz ich nehme
Anteil, bin ein Teil von dem was sie tut ohne sie zu lenken oder zu leiten.
Meine Eltern leben beide weit
weg. Ich vermisse sie sehr. Und ich trauere darum, dass sie nicht mehr Oma und
Opa sein können, als es die Distanz zulässt, dass sie nicht mehr Anteil nehmen
können an unserem Leben, an der Freude, die wir erleben, aber auch an den
Themen, die uns beschäftige, über die wir nachdenken, die uns schwer fallen. Doch
wie mir diese Woche bewusst gemacht wurde, ist das eine einseitige Perspektive.
Denn meine Eltern arbeiten beide in sehr zeitintensiven Jobs, engagieren sich
politisch und gesellschaftlich. Auch sie haben ein Interesse daran, dass ich
ein Teil davon bin, mich interessiere, nachfrage, aufmerksam bin. Wir haben das
Bedürfnis daran, wahrgenommen zu werden von den Menschen, mit denen wir uns
verbunden fühlen und stoßen dabei an die Grenzen dessen, was leistbar ist über
die Distanz und das Eingebundensein in die Verbindlichkeiten des eigenen
Alltags.
Eine liebe Freundin ist in einer
schwierigen Situation, die sie und ihre Familie betrifft. Es müssen Entscheidungen
getroffen werden, die moralisch schwierig sind und angewendet auf die Familienrealität
noch diffiziler. Es ist sichtbar und fühlbar für mich, dass sie mehr braucht,
als nur das Erleben, dass ich an ihrem Leben Anteil nehme. Doch sie lässt es
nicht zu, ist stark. Es ist schwer auszuhalten, doch auch das macht Anteilnahme
aus: sensibel zu sein und zu akzeptieren.
Anteilnahme bedeutet so viel wie
innere Beteiligung und Mitgefühl. Für mich geht es über die Empathie hinaus, auch
darum, aus dem Mitgefühl heraus zu handeln und zwar der Situation und der
Beziehung angemessen. Nicht nebeneinander her, sondern auch über Distanz,
sondern am Leben der Anderen Teil haben und auch ein Teil davon sein, das
wünsch ich mir.
Liebe Katharina,
AntwortenLöschendas hast Du wunderschön geschrieben und ich kann Dich so gut verstehen, denn es spricht mir aus dem Herzen und geht mir ganz genau so.
Alles Liebe - auch für Deine Freundin.